Porträt Isabel Schnabel
Es war im Herbst des Jahres 2019, als die Finanzprofessorin Isabel Schnabel eine Nachricht erhielt, die ihr Leben veränderte. Während der Rückfahrt nach Bonn, wo sie damals lebte und arbeitete, hatte sie erfahren, dass sie neues Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) werden sollte. Ein wichtiger Posten, bestimmt man an dieser Stelle doch wesentlich über die Geschicke der Geldpolitik in Europa mit. „Als ich aus dem Zug stieg, habe ich in die Gesichter der Menschen am Bonner Hauptbahnhof geschaut“, erzählt Schnabel heute. „Da dachte ich mir: Mein Gott! In Zukunft werde ich einen gewissen Einfluss darauf haben, ob diese Menschen ihrer Währung vertrauen oder nicht, ja sogar, ob sie einen Arbeitsplatz haben oder nicht. Da empfindet man Ehrfurcht vor der großen Verantwortung.“
Vielleicht war ja sogar ein bisschen echte Furcht dabei, auch wenn dies zu Schnabel eigentlich nicht passt, die eine fröhlich-forsche Art hat und neue Tätigkeiten sehr zielstrebig angeht. Aber sie ahnte wohl, dass keine leichte Aufgabe auf sie zukommen würde. Gerade in Deutschland hat die EZB nicht den besten Ruf, viele Deutsche sehen die jahrelange Niedrigzinspolitik sehr kritisch.